Mit der Pappe auf Etappe
Der Trabant ist Hauptstandbein der Event & Touring AG – Unterwegs in ganz Deutschland
Trabis auf dem Hof, in der Garage, in der Werkstatt. Eine ganze Flotte des Kultfahrzeugs hat Maik Fraustein auf seinem Grundstück in Mühlanger. Mehr als 50 sind es, davon 30 fahrbereit, sogar noch im 600er Modell, die nur bis 1960 bei Sachsenring Zwickau gebaut wurden. Der Trabant ist Frausteins Broterwerb, nunmehr das Hauptstandbein seiner Firma Event & Touring*, die 1994 mit dem Transfer von Gästen der Elbekreuzfahrtschiffe in die Hotels ihren Anfang genommen hat. Mit der Entwicklung eines Pauschalangebots unter dem Titel „Luther, Brauhaus und das Gartenreich“ hat es das Unternehmen im Jahr 2000 zum Landestourismuspreis geschafft. Der Trabi war damals schon mit im Bunde, aber noch nicht der Hauptakteur. Ein Wittenberger Hotelier brachte Fraustein seinerzeit auf die Idee. Ein Gast aus dem Westen hatte den Wunsch geäußert, mal mit einem Trabant fahren zu dürfen.
Das war die Geburtsstunde vom „Trabi-Abi“: Auf einem Parcours schließen die Gäste Bekanntschaft mit der 40 Jahre alten Technik und erfahren im wahrsten Wortsinn neben der räumlichen Enge auch die Tücken von Benzinhahn, fehlendem Bremskraftverstärker, Lenkerschaltung und einem Blinker, der sich nicht automatisch abstellt. Am Ende heißt es, das Gefährt blind und im Rückwärtsgang zu steuern, und zwar so, dass der Beifahrer noch ein paar Luftballons zerstechen kann. „Die haben einen Heidenspaß daran“, freut sich Fraustein jedes Mal aufs Neue. Gewandelt habe sich indes der Kundenkreis: Weniger der „Wessi, der mal Trabi fahren will“, mehr der „Ossi“, der einmal wieder das Fahrgefühl erleben beziehungsweise es seinen Kindern, die schon mit „West-Autos“ aufgewachsen sind, gönnen möchte.
*Gesellschafter der Trabi Safari Berlin
„Mit der Pappe für die Pappe“ – dem von Event & Touring kreierten speziellen Trabi-Führerschein (und natürlich dem echten in der Tasche) können die Gäste eine Trabi-Safari anschließen. Da gehen sie sozusagen mit der Rennpappe auf Jagd nach den Sehenswürdigkeiten der Region. Wie bei einer Rallye gibt es unterwegs einige Aufgabenstellungen, darunter ein Rätsel, aus deren Lösung sich die nächste Station ergibt. Doch nicht nur für Anhalt-Wittenberg hat der Veranstalter eine Route entwickelt, sondern auch für Safaris in anderen Regionen. Den größten Markt hat er in Berlin, aber auch Dresden, Rostock, ja selbst im „Ländle“ bei Stuttgart und auf dem Petersberg bei Bonn ist Fraustein mit seinen Trabis schon gewesen.
Dafür hat er sich vor vier Jahren einen Autotransporter angeschafft. „Dass ich mal mit den Trabis wie ein Zirkus durch Deutschland fahre, hätte ich mir vor zwölf Jahren nicht träumen lassen.“ Gebucht werden Trabi-Abi und –Safari sehr häufig von Firmen und Vereinen. Aber auch Familien entdecken dies als Geschenk. Zur Hochzeit für ein ost-westdeutsches Ehepaar zum Beispiel. Als „Brautkutschen“ hat Fraustein einen offenen und einen normalen Trabi weiß lackieren lassen. Die Farbe gab es nicht im Repertoire von Sachsenring Zwickau. Das hellste war Papyrus. […]
Auch am vergangenen Wochenende hat Fraustein seinen Lkw beladen, um mit den Trabis auf Tour zu gehen. Dass er auffällt, weiß er. „Am schönsten ist es, wenn ich an Kreuzungen halten muss“, erzählt er. „Wie schnell sich alle Blicke auf uns richten und die Leute ihre Foto-Handys zücken…“
Mitteldeutsche Zeitung